„Mein Nachbar Christoph war der Angriffstruppführer vor einem halben Jahr, ich sein Gruppenführer. Der Holzbalken der sich aus dem brennenden Dachstuhl löste, war ziemlich kräftig. Als die Nachricht über Funk kam, dass er sich verletzt hat, war ich kurz geschockt, doch dann lief die „Notfallmaschinerie“ in meinem Kopf automatisiert ab. Rettungstrupp rein, Rettungswagen und Notarzt zur Einsatzstelle usw. „Keine lebensbedrohlichen Verletzungen“ kam die gute Nachricht aus der Klinik, aber Ausfall mindestens ein halbes Jahr mit mehreren Klinikaufenthalten usw. Was hatte ich für eine Angst, seiner Frau unter die Augen zu treten, aber sie hat es mir sehr leicht gemacht. Wir sind ja als direkte Nachbarn und befreundet.
Das schlechte Gewissen
Soweit erstmal alles gut. Jedes Mal aber, wenn der Piepser geht, sehe ich in angsterfüllte Gesichter meiner beiden Kinder. Sie sind 8 und 10 und haben schon sehr oft zu mir gesagt, Papa, Du darfst nicht mehr zum Einsatz, sonst tust du dir auch so weh wie Christoph. Ich habe seit dem fast ein schlechtes Gewissen meiner Familie gegenüber.“
Austreten oder Rechenschaft ablegen, was ist richtig?
Diese „wahre“ Geschichte kommt häufig vor. Verwandte, Freunde, Lebenspartner und vor allem Kinder haben Angst um uns, weil der Job in der Feuerwehr nicht ungefährlich ist. Also austreten und der Familie gerecht werden? Oder weitermachen und mit schlechtem Gewissen leben? Beides falsch! Manchmal haben wir das Gefühl, den Menschen in unserem Umfeld gegenüber Rechenschaft ablegen zu müssen, warum wir in der Freiwilligen Feuerwehr aktiv sind und warum das so wichtig ist. Meinen ganz besonderen „Anfall“ früher habe ich bekommen, wenn dann unser Engagement von meinem Chef verniedlicht wurde. Nach einer kompletten Einsatznacht (ein Möbelgigant brannte in voller Ausdehnung), bin ich trotzdem zur Arbeit, weil meine Kollegin Urlaub hatte. Meine Schilderung über den Großbrand tat er mit den Worten: „Habt ihr wieder ein bisschen Wasser verteilt“. Also was hilft den wirklich?
Erklären, erklären und nochmal erklären
Meinem Chef habe ich dann ein paar Jahresberichte zum Lesen gegeben, was seine Meinung drastisch änderte. Mit den Kindern war ich mehrmals in der Feuerwehr und habe Ihnen unsere Ausrüstung, Kleidung und das Verhalten im Einsatz erklärt. Sie haben verstanden, dass Christoph echtes Pech hatte und sowas nicht täglich vorkommt und dass wir alles Menschen mögliche tun, um Unfälle zu verhindern. Das hat gewirkt. Beide sind jetzt Mitglieder in der Jugend- bzw. Minifeuerwehr…
Wir wünschen dir nun viel Spaß bei dieser Folge.
Dein Team von Brand Punkt, Hermann und Carina
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