Inspiriert zu diesem Thema wurden wir von Melanie, einer unserer letzten Interviewpartner, die eindrucksvoll schilderte, wie der eigene Mann im Einsatz verunglückte. Dann fanden wir eine Story aus Freiburg, die uns berührt hat und die wir gerne nacherzählen:
„Freitagabend, 20 Uhr. Meine Mutter ist zu Besuch. Ich stehe in der Küche, koche und freue mich darauf, gleich mit meiner Familie zu Abend zu essen. Noch schnell die Nudeln ins…Tüdeldü! Tüdeldü! Piieep! Piieep! Shit. Alarm! Ein Blick auf das Textfeld des Funkmeldeempfängers lässt nichts Gutes erahnen. Brand 4 – Dachstuhlbrand. Herd aus. Schuhe an. „Bis später!“ rufe ich beim Herausrennen aus der Tür. Gerade noch hatte ich den Kochlöffel in der Hand. Jetzt, keine zehn Minuten später, stehe ich mit unserem Löschfahrzeug mitten auf der Straße und suche einen Hydranten. Es ist hektisch. Es ist laut. Das Feuer kann man riechen. Den Rauch haben wir bereits auf der Anfahrt gesehen. Es brennt in der Seitenstraße gleich um die Ecke. Weitere Feuerwehr-, Rettungsdienst- und Polizeifahrzeuge erreichen den Einsatzort. Die Straßen sind gehüllt in das blaue Licht der Einsatzfahrzeuge. Schläuche liegen umher. Jeder Gedanke dreht sich jetzt um den Einsatz.
Und zu Hause? Zu Hause stellt sich meine Familie jetzt die Frage, ob man lieber mit dem Essen warten soll oder nicht. Genau: oder nicht! Erst etwa fünf Stunden später bin ich wieder zurück. Alle anderen liegen da schon im Bett.
Unsere Familien, Kinder, Freunde, Freundinnen, Eltern, Großeltern, eben alle, die uns nahe stehen, müssen einiges mitmachen. Was geht wohl in ihnen vor, wenn wir als freiwillige Feuerwehrfrauen und -männer einfach so aus der Tür rausrennen? Musste das jetzt sein? Schon wieder? Wir wollten doch gerade essen. Oder, wir wollten doch ins Kino. Oder, du wolltest doch jetzt aufräumen. Oder, oder, oder.
Erst 13 Stunden später wieder Zuhause
Naja. Wenn es nicht wichtig wäre, dann wärst du ja nicht gegangen. Du kommst bestimmt gleich wieder zurück. Ich erinnere mich daran, wie einmal sonntagmorgens gegen 9.30 Uhr der Melder piepste und ich das Haus mit den Worten „Ich bringe gleich Brötchen mit“ verlassen habe. Es hatte an diesem Tag sehr viel geregnet. Mehr als 13 Stunden später war ich wieder zu Hause. Brötchen gab es keine mehr. Meine Partnerin? Lag schon wieder im Bett.
Es ist leider selten so, dass man zu Hause sitzt und gerade nichts zu tun hat, wenn der Melder Alarm schlägt. Gefühlt ist man meistens mit seinen Liebsten zusammen, wenn der Alarm kommt. Das ist schade für uns, aber vermutlich noch schlimmer für die, die wir verlassen.
Wir könnten unsere Arbeit für die Stadt, für die Gesellschaft nicht durchführen, wenn unsere Liebsten nicht so verständnisvoll wären. Ganz besonders gilt der Dank denen, die uns bei unserer Arbeit als freiwillige Einsatzkräfte bei der Feuerwehr unterstützen. Es ist unsere Leidenschaft und euer Verständnis.
Wir wurden jetzt für einen Vortrag angefragt, bei der die Feuerwehr die Einsatzkräfte und die Angehörigen einlädt. Unser Coaching für diese Menschen wird genau das berücksichtigen. Wie werden Einsatzkräfte seelisch mit Einsätzen fertig und was müssen wir tun, damit die Angehörigen das alles ertragen? Dieser essenzielle Baustein im Bereich unserer Hilfsorganisationen ist lange Zeit vernachlässigt worden. Wird Zeit, dass wir uns darum kümmern!
Wir wünschen dir nun viel Spaß bei dieser Folge.
Dein Team von Brand Punkt, Hermann und Carina
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