#215: Silvesterangriffe gegen Einsatzkräfte

In zahlreichen Foren, politischen Statements und in Verbänden werden die Angriffe auf Helfer:innen auf das Schärfste verurteilt und härtere Strafen verlangt. Das ist richtig und gut so! Die Frage, ob das etwas bringt, bleibt jedoch.

Wenn Menschen (eigentlich will man sie gar nicht so bezeichnen) gewaltbereit sind, dann läuft etwas ziemlich schräg. Natürlich steigt Gewaltbereitschaft unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss stark an, das ist kein neues Phänomen. Wenn aber ganze Gruppen gezielt Rettungskräfte angreifen, Fahrzeuge beschädigen, Steine werfen, mit Böllern oder Raketen traktieren, dann läuft gesellschaftspolitisch etwas mächtig schief. Man mag ihnen gerne so etwas zurufen wie: “Ihr seid doch völlig gestört!” – und tatsächlich – das trifft sogar nach psychologischen Gesichtspunkten zu.

Trotz allem wünschen wir dir ein tolles neues Jahr und viel Spaß mit dieser Podcast-Folge. Dein Team von Brand Punkt,

Hermann und Carina

4 Gedanken zu „#215: Silvesterangriffe gegen Einsatzkräfte

  1. Stefanie Waldow Antworten

    Moin Herrmann,
    vielen Dank für dieses verdammt wichtige und leider jetzt brandaktuelle Thema. Es ist tatsächlich eine weitere krasse Eskalationsstufe der ohnehin stetig zunehmenden Gewalt gegen Einsatzkräfte. Es erinnert mich an Berichte von Soldatinnen und Soldaten, die in Kriegsgebieten eingesetzt waren und dort als Sanitätseinheit (rotes Kreuz auf weißem Grund) gezielt angegriffen, in Hinterhalte gelockt und massiv unter Beschuss gerieten. Damit sollte die absolute gegnerische Skrupellosigkeit demonstriert werden.
    Zu den jetzigen Ereignissen ist es eigentlich schon nicht mehr nur fünf nach zwölf, sondern weit nach zwölf. Es sind tatsächliche Parallelgesellschaften. Und das muss endlich offen in Politik und Medien an- und ausgesprochen werden. Die bisherige Asylpolitik ist in einigen Teilen krachend gescheitert. Das müssen sich die politisch Verantwortlichen ernsthaft und vollumfänglich eingestehen.
    Denn nur dann sind umfangreiche Veränderungen möglich.
    Außerdem müssen jetzt diese Straftaten tatsächlich verfolgt und nach Höchstmaß geahndet werden. Das wäre enorm wichtig.

    Denn mal ganz ehrlich… die bisherige Strafverfolgung nach Gewalt gegen Einsatzkräfte ist echt mau.
    Die „Alltagskonflikte“ zähle ich mittlerweile gar nicht mehr dazu. Das „ey, fick dich Feuerwehrmann, fahr die scheiß Löschkarre da weg, ich muss da lang!“ ; das Hineinfahren in Einsatzstellen; das Vorbeifahren mit unverminderter Geschwindigkeit und null Abstand an RTW‘s, Löschfahrzeugen wo ersichtlich draußen gearbeitet wird; das Zuparken / Festsetzen von RTW‘s oder NEF‘s; das Pöbeln, Anmachen, Angrabschen von Betrunkenen; das absichtliche Einsperren in einer Patientenwohnung; die diversen Handgreiflichkeiten; das Bedrohen mit Messer oder Fixerbesteck; usw…
    Ich habe insgesamt vier Mal eine „Meldung eines Übergriffs“ geschrieben (Feuerwehr intern) und zwei Mal eine Strafanzeige bei der Polizei gestellt. Nach den frustranen Erfahrungen, die ich damit gemacht habe, schreibe ich keine mehr.
    Die Strafanzeigen wurden beide wegen „Geringfügigkeit“ und mangels öffentlichen Interesses eingestellt und die Rückmeldungen von „intern“ waren ähnlich enttäuschend.
    Von daher bin ich im Gegensatz zu dir nicht mehr zornig und wütend, das war ich mal, sondern einfach nur noch müde und enttäuscht und habe für die „Floskeln danach“ („Die Bundesregierung verurteilt die Angriffe… auf das Schärfste. Chaoten und Gewalttäter müssen mit aller Härte des Gesetzes bestraft werden“………) nur noch Kopfschütteln übrig.
    Denn allzu oft verhält es sich im Ergebnis wie bei der „unmöglichen Tatsache“
    ….. weil, so schließt er messerscharf, nicht sein kann, was nicht sein darf!“

    So, nachdem das mal raus musste 😉 wünsche ich dir und deinem Team ein frohes Neues und freu mich auf jede Menge Beiträge und Veranstaltungen in diesem Jahr.
    Ich hoffe, dass meine kameradschaftliche Anrede für dich okay ist.

    Herzliche Grüße
    Stefanie

  2. Hermann Zengeler Antworten

    Liebe Stefanie, Danke für den ausführlichen Kommentar. Es beschreibt sehr deutlich, wo der Frust sitzt. Und da bist Du weiß Gott nicht allein. Du beschreibst außerdem, dass „Dein“ Frust bereits tief sitzt. Du bist also im Prinzip „einen Schritt weiter“ wie ich mit meinem Zorn. Dafür haben sicher alle, die im Blaulicht-Bereich tätig sind, Verständnis. Ich würde Dich aber trotzdem bitten, nicht aufzugeben. Genau das ist es, wofür Brand Punkt eintritt. Wir müssen unsere Leute wieder zu ihrer ursprünglichen Motivation begleiten. Das, was die Blaulichtfamilie ausmacht, was uns immer angetrieben hat, muss in den Vordergrund. Das ist nicht leicht, aber ich bitte Dich, nicht aufzugeben. Dadurch, dass Du Deinen Frust rausgelassen hast, wie Du ja selbst schreibst, hast Du schon ein Stück des Weges, nach meiner Erfahrung, geschafft. Also Durchhalten… wir bleiben in Kontakt, wenn Du möchtest. Denn zu diesem Thema wird es 100% einen Folge-Podcast geben. Ich werde dann auf Dich zukommen. Viele Grüße, Hermann

  3. Geza Antworten

    Hallo Hermann,
    wieder eine gute Podcastfolge von Euch. Danke dafür.
    Am Schluss erwähnst Du dann doch noch das ‚Böllerverbot‘. Das ist der Punkt, an dem ich entschieden intervenieren muss.
    Die deutschen Hersteller von Pyrotechnik nach zwei Jahreswechseln mit Verkaufsverbot in den wirtschaftlichen Ruin zu treiben wird wohl kaum die Lösung des Problems sein. In vielen Videos der Silvesternacht siehst man, dass Schreckschusswaffen benutzt werden. Ein Verkaufsverbot würde wohl nur den (illegalen) Import von Feuerwerk fördern. Was diese ‚Polenböller‘ anrichten können, wissen in Blaulichtfamilie fast alle.
    Ein weiteres Verbot, das nicht durchgesetzt wird – wie z. B. dass in Altstädten kein Feuerwerk abgeschlossen werden darf (…Alarmierung um 21:20 Uhr) – ist keine Referenz für die Behörden.
    Das Problem sind meiner Ansicht nach mangelnder Respekt – Stefanie hat bereits die Parallelgesellschaften erwähnt. Feuerwehr und Rettungsdienst repräsentieren offensichtlich für einige Individuen „den Staat“, gegen den sich diese Mitbürger auflehnen. Und das häufig straffrei.

    Grüße
    Geza

    • Hermann Zengeler Antworten

      Hallo Geza, da bin ich völlig bei Dir; Danke für den Hinweis. Ich denke, man hat mir die Wut über die Ereignisse angemerkt. Da habe ich dieses Böllerverbot reingepackt. Aber natürlich hast Du recht. Man könnte das regional auf bestimmte Gebiete (Innenstädte) verhängen. Aber auch das ist sicherlich schwierig, denn wie willst Du das überwachen. Da vertraue ich auch auf die Pol, die da sicher eigene Erfahrungen gemacht hat und das besser beurteilen kann. Viele Grüße

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