Wir müssen funktionieren. Der Einsatzdienst fordert uns manchmal bis an unsere Grenzen. Oft nicht nur an die körperlichen oder geistigen, sondern eben auch an unsere emotionalen Grenzen. Sind da alle Menschen gleich, also kann jeder ungefähr gleich viel ab? Wenn das so wäre, könnte man doch Regeln aufstellen, wie lange, wie viel schwierige Einsätze und in welchen Situationen Feuerwehrleute oder Sanis oder THW-ler oder andere Helfer/innen funktionieren. Dann könnte man ja genau festlegen, wer wann wo zum Einsatz kommt, welche Belastungen auszuhalten sind und wann jemand, wie beim Fußball, ausgewechselt wird.
Tja…. Wenn den eben alle Menschen gleich wären. Sind sie aber nicht! Denn jeder Mensch ist anders erzogen (Beispiele), anders sozialisiert (Beispiele), hat eine andere familiäre Situation (Beispiele), hat somit eine eigene Geschichte. Diese Geschichte prägte seinen/ihren Charakter und dadurch auch die emotionale Stabilität oder auch Nichtstabilität. Wenn alle Menschen gleich wären, dann würden eben nicht 20 % der Helferinnen und Helfer da draußen, in Worten jeder Fünfte, Einsätze mit emotionalen Belastungen nicht verkraften. Wir können genauso wenig voraussehen, welche Einheit wann welche Form von emotionaler Belastung bevorsteht. Eine der spannenden Dinge, die mich bewogen haben zur Feuerwehr zu gehen, war, außer meinem familiären Hintergrund, die Unvorhersehbarkeit von Einsätzen. Wenn der Piepser geht, fragst du dich sofort, was kommt jetzt, was erwartet mich. Das ist so ein wenig wie Neugier vor dem Einsatz. Jedes Mitglied kennt das.
Außerdem ist nicht jede Einheit gleich. Nicht jede Führungskraft hat die gleichen Erfahrungen und das gleiche Können. Nicht jede Leitung hat perfekte Soft Skills. Also wie denn jetzt? Wie belastbar sind wir? Können wir es ab, zu reanimieren, auch wenn es manchmal erfolglos ist und wir in die Augen der nächsten Angehörigen schauen müssen, während wir erklären, dass unsere Bemühungen umsonst waren?
Wir haben in unseren Organisationen das beste Equipment und die tollsten Unterkünfte/Wachen. Wir werden an vielen Schulungsterminen perfekt auf den Einsatz vorbereitet. Wirklich?
Also die emotional/mentale Vorbereitung, das habe ich in 42 Dienstjahren immer wieder erlebt, wird vernachlässigt bzw. nur gestreift. Das ist, nach meiner Erfahrung, entschieden zu wenig. Mit unseren Coachings und Vorträgen erreichten wir bereits viele Menschen. Der Tenor ist immer gleich. Es ist notwendig zu schauen: wie bin ich drauf? Was sind meine Kompetenzen auch im mentalen Bereich? Wie ist mein persönliches Umfeld? Wie ist es mit der Führungskultur in meiner Organisation bestellt?
Fragen über Fragen, die darüber entscheiden, ob wir belastende Einsätze gut überstehen oder nicht. Das diskutiert auch heute kein Wissenschaftler mehr, das ist längst bewiesen. Wir werden diese Fragen für alle Helfer/innen mit einem speziellen E-Learning-Programm beantworten. Warum E-Learning? Weil das zuhause am eigenen Rechner, unbeobachtet leichter ist, zu sich ehrlich zu sein. Weil über einen Zeitraum von 4 Wochen und mit dem entsprechendem Spaß, Erlerntes haften bleibt, sich manifestiert. Weil die Führung der Organisation, selbstkritisch, die Ergebnisse der Mannschaft auswerten kann, natürlich anonymisiert, versteht sich. Weil dadurch gewährleistet ist, dass das so lange vernachlässigte Spektrum der mental/emotionalen Einsatzvorbereitung endlich Einzug in unsere Hilfsorganisationen hält und wir dadurch vielleicht manchen „Ausfall von Personal“ verhindern können.
Das ist Brand Punkt nicht nur ein Bedürfnis, sondern ehrliche Verpflichtung.
Wir wünschen dir nun viel Spaß bei dieser Folge.
Dein Team von Brand Punkt, Hermann und Carina
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